Ich habe viel Zeit gebraucht, um meinen jetzigen iPad Workflow zu entwickeln. Zu viel Zeit, nach meinem Geschmack. Apps getestet, Workflows ausprobiert, Gadgets gekauft - und bin dabei fast verrückt geworden. Hier ist meine ehrliche 3-Jahres-Journey vom chaotischen Anfänger zum funktionierenden System.

🤱 2021: Der frustrierende Start mit einem Neugeborenen

Als ich mir 2021 mein iPad zugelegt habe (kurz nachdem mein Sohn zur Welt kam), war ich mega gehyped. Ich wollte sofort DEN BESTEN WORKFLOW finden und stürzte mich auf Google.

Das Problem: Immer wenn ich dachte, ich hätte kurz Zeit, kam ein "uähhh" von der Seite. Mein kleiner Racker hatte ein Gespür dafür, wann Papa sich mit dem iPad beschäftigen wollte. Also: Tablet zu, Kind aus der Wiege, Fliegergriff, auf und ab laufen.

Ich war frustriert wie ein Kind vor dem Weihnachtsbaum, das nicht an die Geschenke darf. Nach gefühlt endlosen Anläufen schaffte ich es endlich, diverse YouTube-Videos und Blogs zu durchforsten. Das Ergebnis? 100 Artikel, die alle dasselbe empfahlen.

Erkenntnis #1: 99% aller "iPad für Studenten" Artikel empfehlen GoodNotes. Groundbreaking! 🙄

📔 Phase 1: Der GoodNotes-Standard (2021-2022)

Wie jeder andere auch bin ich mit GoodNotes gestartet. Ich legte eine Ordnerstruktur an: Studium → 1.-6. Semester → Fächer → Skripte. Soweit, so langweilig.

Dann machte ich den klassischen Anfängerfehler: Ich wollte die Ordner farbig gestalten und mit Icons versehen. Das war der pure Wahnsinn! Ich änderte Farben und Icons gefühlt wöchentlich, weil "das eine wieder nicht mit dem anderen passte".

Am Ende habe ich alles wieder "nackt" gemacht - blaue Ordner, ohne Icon. Das war mein erster wichtiger Lernschritt als digitaler Newbie.

Workflow-Tipp #1: Lass die Ordner-Verschönerung! Es bringt dir nichts und kostet nur Zeit.

Mein erster funktionierender Workflow

Nachdem ich meine bestehenden "Hardware-Notizen" übertragen hatte, entwickelte ich einen soliden Workflow:

  • Skript sorgfältig durchlesen und Randnotizen machen
  • Split-View nutzen: Links Skript, rechts Aufgaben
  • Je nach Platzbedarf zwischen 1/3 und 2/3 Aufteilung wechseln

Ich war zufrieden. GoodNotes war ein treuer Begleiter - bis zu dem Tag, an dem alles sich änderte.

Workflow-Tipp #2: Wenn dir beim Lesen etwas einfällt, was sich mit dem Gelesenen verbindet - schreib es an den Rand! Egal was, auch wenn es zusammenhanglos erscheint.

🎯 Phase 2: Die Apple Notes Entdeckung (Mitte 2022)

Dann passierte es: Ich entdeckte per Zufall ein YouTube-Video über Apple Notes. Der Titel war catchy, das Thumbnail interessant. Das Video stellte meinen kompletten GoodNotes-Workflow in Frage.

Der Game-Changer? Tags! Etwas, das GoodNotes nicht hatte. Ich konnte mir alle Notizen zu einem Thema anzeigen lassen - egal in welchem "Ordner" sie lagen.

Mein Hirn ratterte: "Ich baue mir meine eigene Wissensdatenbank auf!" Verrückt? Ja, klang auch so.

Der radikale Wechsel

Wie jeder vernünftige Mensch hätte ich es erstmal ausprobiert... haha, wer's glaubt! Ich war so besessen von der Idee, dass ich sofort ALLES von GoodNotes zu Apple Notes umzog. Der Aufwand war brutal, aber ich war zu gehyped, um rational zu sein.

Ohne zu fackeln fing ich an, mein neues System zu entwickeln.

🔄 Phase 3: Die Workflow-Revolution (2022-2023)

Ich legte jedes Skript in eine separate Notiz und entwickelte einen komplett neuen Ansatz. Zuerst las ich das Skript im Speed-Reading durch - nicht das Vorwort oder Inhaltsverzeichnis, sondern das komplette Ding!

Workflow-Tipp #3: Speed-Reading fürs große Bild! Lies das komplette Skript einmal durch, um zu verstehen, worum es geht.

Dann legte ich zu jedem Abschnitt innerhalb der Notiz Unterordner an. Jetzt kam mein neuer Triple-Screen-Ansatz zum Einsatz:

  • Links: Skript (da ich Rechtshänder bin)
  • Rechts: Aufgaben lösen (2/3 bei mehr Platzbedarf)
  • Slide-Over: Apple Notes für schnelle Notizen

Das Wissensnetzwerk entsteht

Wenn ich beim Lesen merkte "das ist ein Merksatz" oder "das ist notizwürdig", kam mein Slide-Over zum Einsatz. Ich navigierte zum entsprechenden Bereich meiner organisch gewachsenen Ordnerstruktur.

Das Geniale: Durch Tags konnte ich mir alle Notizen zu einem Thema anzeigen lassen. Und durch Verlinkungen entstand nach und nach ein echtes Wissensnetzwerk!

Der Lernvorteil war enorm: Ich setzte mich punktueller mit Themen auseinander und erkannte Verbindungen, die mir vorher nicht aufgefallen waren.

⌨️ Phase 4: Die Hardware-Integration (2023-2024)

Durch das Magic Keyboard konnte ich blitzschnell zwischen handgeschriebenen Notizen (Tablet raus, aufs Case, losschreiben) und Keyboard-Notizen wechseln. Das befriedigte meinen inneren Monk - endlich nutzte ich all mein iPad-Zubehör sinnvoll!

Für gewisse Fächer bevorzugte ich Keyboard-Notizen, bei Mathe rechnete ich mit der Hand. Die Flexibilität war perfekt.

Die universelle Suchfunktion

Als Apple-Ecosystem-Gefangener hatte ich den ultimativen Vorteil: Durch iCloud-Sync waren meine Notizen überall verfügbar. Die Suche durchforschte:

  • Handgeschriebene Notizen
  • Keyboard-Notizen
  • Hinterlegte PDFs
  • Verlinkte Inhalte

Ist das geil oder ist das geil? 😄

🖥️ Phase 5: Stage Manager und Extended Setup (2024-2025)

Mit einem M-Prozessor iPad experimentierte ich mit externen Bildschirmen. Wer ein passendes Adapterkabel, einen freien Bildschirm sowie Maus und Tastatur hat, kann sich glücklich schätzen!

Stage Manager ermöglichte es mir, Fenster zwischen iPad und externem Bildschirm zu verschieben. Das war wie ein Desktop-Erlebnis mit iPad-Flexibilität - ein echter Game-Changer!

Für mich war dieser erweiterte Workflow perfekt: Ich konnte überall arbeiten (Urlaub, Hotel, Sofa), hatte aber zu Hause die Power eines Multi-Monitor-Setups.

⚖️ Was ich nach 3 Jahren gelernt habe

Apple Notes Nachteile (seien wir ehrlich):

  • Keine Templates möglich
  • Keine A4-Formate einstellbar
  • Handnotizen-Zoom fehlt
  • Ordner-Optik weniger schön als GoodNotes

Apple Notes Vorteile (die mich überzeugt haben):

  • Tag-System für themenübergreifende Organisation
  • Verlinkungen schaffen ein echtes Wissensnetzwerk
  • Nahtlose Synchronisation über alle Apple-Geräte
  • Universelle Suche durch alle Inhalte
  • Blitzschnelle Notiz-Erstellung

🎯 Mein finaler Workflow nach 3 Jahren

Nach all den Experimenten und Umstellungen habe ich meinen perfekten Workflow gefunden:

  1. Speed-Reading: Skript komplett durchlesen für den Überblick
  2. Triple-Screen: Skript links, Aufgaben rechts, Slide-Over für Notizen
  3. Atomare Notizen: Wichtige Konzepte in separate Notizen mit Tags
  4. Verlinken: Ähnliche Themen miteinander verbinden
  5. Flexibel bleiben: Je nach Situation zwischen Hand- und Keyboard-Notizen wechseln

Das Resultat? Eine organisch gewachsene Wissensdatenbank, die mir beim Lernen hilft, Verbindungen zu erkennen, die ich sonst übersehen hätte.

💡 Die wichtigsten Erkenntnisse meiner 3-Jahres-Journey

Erkenntnis #1: Es gibt nicht DEN EINEN perfekten Workflow. Jeder muss sein eigenes System entwickeln.

Erkenntnis #2: Die meisten "besten iPad Workflows" im Internet sind Bullshit. Nutze sie als Inspiration, nicht als Anleitung.

Erkenntnis #3: Nimm dir Zeit zum Experimentieren. Dein zukünftiges Ich wird es dir danken.

Mein Workflow hat den Nachteil, dass ich länger brauche, aber den riesigen Vorteil, dass sich mein Transferwissen massiv vergrößert hat. Für mich war diese 3-Jahres-Journey jede Minute wert.

Wenn du weitere Fragen zu meinem Workflow hast oder deine eigenen Erfahrungen teilen möchtest - lass uns connecten und austauschen!

Workflow-Tipp #4: Sucht euch eine Studiengruppe! Regelmäßiger Austausch fördert Motivation und ihr könnt euch Notizen teilen - funktioniert super mit beiden Apps.